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Die Feuerzangenbowle: "Alkoholische Gärung"

Kreil Heute komme ich an die alkoholische Gärung. Und da bringe ich jedes Jahr eine Literflasche Heidelbeerwein, den ich selbst hergestellt habe, mit in den Chemieunterricht, damit jeder sich von dem Wohlgeschmack des Getränks überzeugen kann. (Füllt etwas Wein in ein Becherglas) Vorsicht! Jeder nur einen winzigen Schluck, sonst steigt er in den Kopf.
(Schüler neben Pfeiffer probiert zuerst, dann Pfeiffer, weitergeben, Schüler von hinten strecken Arme nach vorn)
Kreil Jeder muss dass Glas um einen Winkel von 20° drehen, damit er eine neue Stelle bekommt. Wir bestimmen inzwischen den Alkoholgehalt. Sehen sie, fast 13%. Die Heidelbeeren habe ich nämlich persönlich gepflückt. Heidelbeerwein hat nicht nur einen ausgesprochen würzigen Geschmack (kostet), sondern ist auch durchaus gesund und bekömmlich.
Pfeiffer (meldet sich) Stimmt es Herr Professor, Baldrian, Baldrian soll doch zum Beispiel auch sehr gesund sein.
(Das Glas wird vorgebracht)
Kreil Natürlich ist Baldrian sehr gesund, aber das gehört doch nicht hier her!
Pfeiffer Doch, doch Herr Professor. Mein Onkel, Mein Onkel sagte immer: Baldrian, Baldrian gehört in jede Familie.
Kreil Pfeiffer, sie sind albern, setzen sie sich. Ackermann, was wissen sie über die alkoholische Gärung?
Ackermann (neben Pfeiffer, erhebt sich) Schon die alten Germanen haben aus Honig ein berauschendes Getränk bereitet, welches sie Met nannten. (wird von hinten angetippt, plötzlich besoffen) Ohne diesen Met legten sie sich auf die Bärenhaut.
Kreil Was ist denn los, Ackermann?
Ackermann Gar nichts, mir ist nur so komisch im Kopf.
Kreil Wenn ihnen komisch im Kopf ist, setzen sie sich mal hin.
Ackermann (setzt sich)
Kreil Pfeiffer, fahren sie fort
Pfeiffer (steht auf) Die a... die alkoholische Gärung oder die Gärung des Alkohols erzeugt Alkohol. Der Alkohol erzeugt Gärung, die sogenannte alkoholische Gärung.
Kreil Pfeiffer, sie faseln. Setzen sie sich! (schließt die Flasche)
Pfeiffer Der gärende Alkohol beginnt dann zu faseln. Und so entsteht Heidelbeerfasel oder Heidelbeerfusel. (setzt sich)
(Stille, Kreil faltet ein Tuch zusammen, Luck meldet sich)
Kreil Luck, was wollen sie?
Luck (steht auf)Herr Profess... Herr Professor, ich weiß nicht, ob das was zu bedeuten hat, aber ich ka... ich kann gar nicht mehr reden.
Kreil Das können sie nicht?
Pfeiffer (steht auf, wankt zu Luck, halten sich fest)Der gärende Alkohol, der Heidelbeerkol, der Alheidelbeerkol...
Kreil Ist ihnen nicht wohl?
Pfeiffer Doch, sehr.
Kreil Machen sie mal das Fenster auf.
(Luck und Pfeiffer wanken zum Fenster)
Kreil Rosen, fahren sie fort!
Rosen (steht auf, lacht laut)
Kreil Lachen sie doch nicht so lächerlich.
Rosen Aber Herr Professor, ich lache doch gar nicht. (fängt an zu weinen) Ich muss nur an meine arme Mutter denken, meine arme Mutter. (hält Taschentuch vor sein Gesicht, setzt sich)
Pfeiffer (zurückkehrend) Der Wein, der Alkohol, der weinende Alkohol, geht durch die Heidelbeeren in Gärung, im gärische Alko... Alkoholung.
Schüler Herr Professor, Herr Professor, ich sehe alles doppelt, merken sie das nicht?
Kreil (dreht sich nach beiden Seiten um)
Schüler (ganz hinten, zieht Hosen aus) Herr Professor, Herr Professor, ich leg mich jetzt schlafen. (legt sich über 2 Bänke)
Kreil (nimmt Monokel ab, wischt Schweis ab) Ich verstehe das nicht, von einem winzigen Schluck (gießt mit zittrigen Händen Wein in ein Reagenzglas) unmöglich. (kostet)
Klasse Mir auch ein Schlückchen, mir auch... (Lärm)
Kreil (Kopfschütteln)
Direktor (tritt ein) Was ist denn los hier? Das hört man ja bis zum anderen Flügel!
Ruhe!
Schüler (Echo)Ruhe!
Direktor Ich will wissen, was hier los ist!
Pfeiffer (tritt vor) Na du kleiner, du dicker (kitzelt ihn am Bart) Na, wir haben Wein getrunken, schönen Wein getrunken. (Kuss auf die Wange) Komm, setz dich in die Bank, wir haben dich alle so lieb... so lieb. (Klaps, Kitzeln)
Direktor Ackermann, was haben sie getrunken?
Ackermann Als gute Deutsche haben wir guten deutschen Wein getrunken.
Direktor Wo haben sie denn den Wein her?
Rosen Den haben wir bei Professor Kreill trinken müssen.
Kreil Ich stehe vor einem Rätsel. Herr Direktor, wenn sie auch einmal einen Schluck?
Direkor Ich verzichte! Ihr geht jetzt nach Hause, so leise ihr könnt. Nehmt euch ein bisschen zusammen. Und dann legt ihr euch möglichst unauffällig ins Bett.
(Klasse verlässt vergnügt das Zimmer, Pfeiffer zögert, wartet an der Tür)
Direktor Herr Kollege, sie haben meine Oberprima vergiftet.
Kreil Ich wollte wirklich nur die alkoholische Gärung.
Direktor Meine schöne Oberprima...
Kreil Jeder nur einen winzigen Schluck.
Direktor Vergiftet, sage ich. Herr Kollege, ich erwarte zunächst ihren schriftlichen Bericht, alles weitere...
(Pfeiffer, der an der Tür gewartet hat, tritt ein)
Direktor Nun Pfeiffer, was haben sie denn?
Pfeiffer Ich muss ihnen ein Geständnis machen.